Kunst

Über Geschmack lässt sich nicht streiten

Diese allgemein anerkannte Redensart wird in Yasmina Rezas bitterböser Komödie "Kunst" ad absurdum geführt. Marc, Serge und Yvan sind Freunde. Serges Kauf eines monochromen Bildes für eine Riesensumme, tritt eine Lawine an Beleidigungen, Boshaftigkeiten, und Bemerkungen unter der Gürtellinie los und führt unaufhaltsam zum Ende ihrer langjährigen Freundschaft. Während der heftige, teilweise sogar handgreifliche Disput immer absurdere Blüten treibt, wird deutlich, dass das monochrome Bild zwar Auslöser, aber nicht der wahre Kern der Auseinandersetzung ist.

„Die Geschichte ist mir passiert mit einem Freund, der ein weißes Bild gekauft hat. Er ist Dermatologe und ich habe ihn gefragt: „Wieviel hast Du dafür bezahlt?“ Und er hat geantwortet: „Zweihunderttausend Francs.“ Und ich brüllte vor Lachen. Er allerdings auch. Wir sind Freunde geblieben, weil wir lachten. Als er das Stück las, lachte er auch. Es hinderte ihn nicht daran, das Bild weiter zu lieben.“ So beschreibt die Autorin die Initialzündung zu "Kunst", das seit seiner Uraufführung 1994 zum modernen Klassiker der Theaterliteratur avancierte.

Die komplexe Dynamik von Streit und Freundschaft dreier sehr unterschiedlicher Männer, ist von Yasmina Reza aufs Genaueste austariert und psychologisch analysiert. "Kunst" bietet somit nicht nur feinsten Komödienstoff, sondern rührt wunde Punkte an, geht zu Herzen und ist ein treffendes Beispiel für die Herausforderung, eine ehrliche Freundschaft zu führen.

Ein Stück, wie geschaffen für die Kieler Theatergruppe DeichArt. Erstmals unter der Regie von Anne Spaeter, nehmen sich Matisek Brockhues, Eirik Behrendt und Tom Keller der Figuren dieses ungleichen Trios an. Für die Ausstattung konnte erneut Sibylle Meyer gewonnen werden. Nach „Darüber reden“ von Julian Barnes ein weiteres Stück, dass die DeichArtisten in der stilvollen Atmosphäre des Rauchersalons des Hotels Maritim hautnah an ihr Publikum bringen.

„Mit Fingerspitzengefühl für die Balance zwischen Komik und Tiefgang hat Anne Spaeter das brillant gebaute Stück mit der Gruppe DeichArt inszeniert - ein gefundenes Fressen für Matisek Brockhues, Tom Keller und Eirik Behrendt, die den Konflikt zwischen den so unterschiedlich gestrickten Figuren wunderbar auf den Punkt bringen, ohne in die Falle der Überzeichnung zu tappen. Viel verdienter Applaus für Kunst vom Feinsten." Kieler Nachrichten 09.10.17

Regie: Anne Spaeter

Ausstattung: Sibylle Meyer

Mit: Eirik Behrendt (Yvan), Matisek Brockhues (Serge) und Tom Keller (Marc)